Sonntag, 20. Dezember 2009

Elly Griffiths: Totenpfad

Ein Krimi, der nicht von Spannung, sondern von Bildern lebt.


Kurzbeschreibung:
«Sieh nach dem Himmel, den Sternen, den Übergängen. Du findest sie dort, wo die Erde auf den Himmel trifft.»
Vor zehn Jahren verschwand die fünfjährige Lucy. Seitdem schreibt ein Unbekannter verstörende Briefe an die Norfolk Police.
An einem nebligen Herbsttag werden in den Salzwiesen nahe der Küste Mädchenknochen gefunden. Lucys? Ruth Galloway, die forensische Archäologin, sieht auf einen Blick: Sie steht vor einem Fund aus vorgeschichtlicher Zeit. Damals opferte man Menschen, wo Land und Wasser aufeinandertreffen.
Zufall? Ein weiteres Mädchen verschwindet, und Ruth ahnt, dass sie dem Täter nahe ist. Wie nahe, ahnt sie nicht.
Die Knochen sind alt, das ist der forensischen Archäologin Ruth Galloway sofort klar. Das Mädchen hingegen konnte noch nicht so alt gewesen sein. Wie sie zu Tode gekommen ist, kann Ruth nicht mehr ermitteln, aber die Faserreste an ihren Handgelenken lassen vermuten, dass sie gefesselt und der Flut ausgesetzt worden ist. Doch das war schon vor 2000 Jahren geschehen. Es hat nichts mit dem Fall der vermissten Lucy Downey zu tun. Oder? In den anonymen Briefen, die Detective Chief Inspector Harry Nelson von der Norfolk Police seit dem Verschwinden der Fünfjährigen bekommt, ist immer wieder vom Moor die Rede, von Opferungen und heidnischen Ritualen.
Darum bittet Harry Ruth um ihre Mithilfe. Als kurz darauf ein weiteres Mädchen verschwindet, muss Ruth entdecken, dass sie den Täter besser kennt, als sie glaubt. Und er sie ...

Inhalt:
Die Archäologie-Dozentin Ruth Galloway wird von der Polizei zu einer Ermittlung hinzugezogen. Nahe ihres Hauses an der Küste im Salzmoor, wurde die Leiche eines Mädchens gefunden - die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit einem Vermisstenfall von vor 10 Jahren, doch Ruth stellt schnell fest, dass es sich um alte Knochen handelt und das der Körper schon 2000 Jahre im Boden liegt. Als ein zweites Mädchen entführt wird, deutet dennoch alles auf einen Zusammenhang mit dem Moor hin, denn die Polizei bekommt mysteriöse Briefe mit Bibelzitaten, Literaturzitaten und merkwürdigem Stil in denen immer wieder Hinweise auf das Salzmoor und archäologische Entdeckungen zu finden sind, die Ruth und eine Gruppe von Kollegen dort vor 10 Jahren gemacht haben. Plötzlich taucht einer der besagten Kollegen wieder auf, ein damaliger Grabungsgegner wird verdächtigt, die Briefe geschrieben zu haben und Ruth bekommt sonderbare SMS... Scheinbar kommt der Täter aus ihrem Umfeld - tiefe Verwicklungen tun sich auf, menschliche Abgründe öffnen sich, bis man am Ende mit dem Täter konfrontiert wird - und es doch ein anderes ist, als man annahm.

Meine Meinung:
Ein sehr gefühlvoller Krimi, den man auch als Roman sehen könnte, dem es mehr um Emotionen und um Bilder, als um Gänsehaut-Spannung geht. Gänsehaut bekam ich beim Lesen dennoch, und zwar weil es das Buch schafft, mich in die unwirkliche Gegend des Salzmoores zu versetzen und mich die Einsamkeit, die Kälte und die mysteriöse Stimmung dieses Ortes spüren zu lassen. Eindrucksvoll schildert de Autorin die Handlung und das Gefühlsleben von Ruth Galloway, ihre Einsamkeit, den Wunsch nach Abgeschiedenheit und auch den Unterschied ihres Wesens im Vergleich zu den "Normalos". Schön wird auch das Innenleben von Inspector Harry Nelson geschildert, seine Zerrissenheit. Man kann eindeutig sagen, dass dieser Krimi von den Personen lebt und vom Ort des Moores, von der Vergangenheit, die ein ganz wichtiges Thema in diesem Roman darstellt. Interessant für mich auch die achräologischen Handlungsteile und die Erklärungen zu den Kelten, die im Moor bestimmte Kultstätten anlegten, die in den Briefen eine Rolle spielen.
Das Buch liest sich eher behäbig, es ist kein Pageturner, sondern ein eher ruhiges Buch. Das ganze hebt sich von der Masse durch die besondere Erzählzeit ab, denn das Buch ist im Präsens geschrieben, was mir normalerweise gar nicht behagt, was ich hier aber irgendwie nach einigen Seiten nicht mehr als störend empfand.
Die Auflösung des Buches war für mich kaum hervorsehbar, aber ein paar Seiten vor der Auflösung dämmerte es mir dann doch. Die Verwicklungen, die zur Täterschaft (in welcher Hinsicht auch immer) führen, schienen für mich plausibel dargestellt, wenn auch teilweise etwas weit hergeholt. Man denke nur an die unglaubliche Zeitspanne von 10 Jahren, den persönlichen Aspekt der die Sache hat und den universitären Hintergrund.

Im Großen und Ganzen ein schlüssiger Krimi, der nicht gerade super spannend ist, die Landschaft aber grandios schildert und der mir sehr gut gefallen hat.

Von mir gibt es 4 Sterne.

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