Samstag, 23. Januar 2010

Menschen sind eben auch nur Pinguine...

Mein Leben als Pinguin

Klappentext:
Wilma aus Stockholm, Lehrerin und tapfere Optimistin mit Unterbiss, hat es nicht leicht im Leben. Deshalb erfüllt sie sich ihren großen Traum: eine Reise in die Antarktis, zu den Pinguinen.Doch am Flughafen in Paris geht wieder mal fast alles schief: Erst in letzter Minute stolpert sie buchstäblich ins Gate und Tomas direkt in die Arme. Der wurde vor kurzem von seiner Frau verlassen und vermisst seine Kinder. Traurig sucht er die Einsamkeit - doch da hat er nicht mit Wilma gerechnet. An Bord der MS Orlowskij entdecken sie, dass man zusammen weniger allein ist - denn stehen Pinguine nicht immer ganz eng beieinander im eisigen Wind am Ende der Welt?

Inhalt:
Wilma, Lehrerin aus der Provinz
Tomas, velassener Businessnomade und bekannter Journalist
Alba, exzentrische Alte mit besonderer Lebenseinstellung
...
Diese Personen und einige mehr treffen sich auf der MS Orlowskij, um eine Reise durch die Antarktis zu machen. Jeder hat dabei eigene Hintergründe, die ihn zu dieser Reise getrieben haben. Tomas wurde von seiner Frau verlassen, die mit seinen beiden Kindern, die er sehr liebt, in die USA gegangen ist. In einer Depression gefangen, macht sich Tomas auf den Weg in die Antarktis und hat nicht unbedingt den Wunsch, sich zu entspannen, sondern versinkt immer tiefer in Selbstmordgedanken. Wilma, die optimistische, lustige Lehrerin aus der Provinz erfüllt sich mit der Reise einen Traum, auch weil bei ihr in Zukunft das Leben wohl anders aussehen wird als bisher - den Wilma trägt ein Geheimnis mit sich herum, dass sie niemandem als Sven, dem Schiffsarzt, anvertraut hat. Sven ist ein alter Liebhaber von Alba, einer rüstigen alten Dame (oder eher einem Drachen), die auf der Reise in ihrem Notizbuch die Eigenschaften und Eigenheiten ihrer Mitreisenden notiert und dabei immer wieder auf Vergleiche des Tierreichs zurückgreift - besonders gern auf Tiere, die ihnen auf der langen Reise begegnen: Robben, Krill, Albatrosse... und die titelgebenden Pinguine.
Neben Alba, Wilma und Tomas, aus deren Perspektiven das Buch hauptsächlich geschrieben ist, lernen wir auch noch die Vogeljungs, ein ganz besonderes Schwesternpaar, sonderbare Lebenspartnerschaften und andere Menschen, mit jeweils ihren ganz eigenen Eigenheiten kennen.
Und wie das in der doch recht beengten Atmosphäre eines solchen Schiffes eben ist, bleiben Irrungen und Wirrungen nicht aus - man kommt sich näher, stößt sich wieder ab, tritt anderen (im übertragenen Sinne) auf die Füße und kommt sich dann doch wieder näher.
Gerade Wilma und Tomas sind solche Kandidaten, deren Beziehung zueinander im Buch aufgebaut wird und die mit so einigen Überraschungen rechnen müssen...

Meine Meinung:
Das Buch lebt von den exzentrischen Charakteren, die alle etwas zu dem Gesamtbild des Buches beitragen. Die Schiffsreise bietet einen guten Handlungsrahmen für die Geschehnisse und macht allerlei Reibungspunkte möglich. Da wird gestritten, geliebt, intrigiert - alles auf engem Raum und in einem witzigen, sarkastischen Stil. Das ganze Buch ist gut lesbar, leicht (aber nicht seicht) und witzig. Der Hintergedanke der Story (hier will ich nicht zu viel erraten) ist nett ausgearbeitet und gibt dem Buch Tiefe. Auch die Story ist gut aufgebaut - erzählt aus drei Perspektiven, gesprenkelt von Einschüben der anderen Reisenden, sodass man immer nur ein wenig erfährt und dann warten muss, bis man die Zusammenhänge erkennt. Einordnen würde ich das Buch in die Belletristik, aber mit Schwerpunkt Frauenliteratur, denn das ist meiner Meinung nach schon die eindeutige Zielgruppe. Schmalzig wird es dabei aber nicht, sodass sich sicher auch der ein oder andere Mann daran erfreuen kann ;-)

Da das nicht so mein Genre ist und es mir schwer fällt, solche Bücher richtig gut zu finden, vergebe ich für die nette Unterhaltung, die auch Tiefgang bietet 7 von 10 Punkten.