Montag, 22. Februar 2010

Angelus - Danielle Trussoni

Klappentext:
Der letzte Kampf der Engel hat begonnen.
Seit Jahrtausenden wollen sie die Macht über die Welt und dafür benutzen und töten sie jeden - die Nephilim, die Nachkommen jener Engel, die einst gegen Gott rebellierten. Ihr Sieg hängt von dem Besitz eines Musikinstrumentes an, einer Leier.
An einem 24. Dezember sind sie ihrem Ziel ganz nahe. Doch ihre Wiedersacher, die Angelologen, die Anhänger der Boten Gottes, versuchen das Instrument vor ihnen in Sicherheit zu bringen. An ihrer Seite kämpft die junge Nonne Evangeline. Seit jeher trägt sie eine Kette mit einem goldenen Anhänger: einer Leier...

Inhalt:
Evangeline ist 23 Jahre alt und lebt im Kloster der Hl. Rosa in der Nähe von New York. Sie ist für die Post des Klosters zuständig und so ist sie diejenige, die wenige Tage vor Weihnachten einen Brief bekommt, in dem ein Forscher um Einlass in die Klosterbibliothek bittet. Sein privater Auftraggeber hat ihn entsendet, um eine Korrespondenz zwischen einer Nonne und Abby Rockefeller zu untersuchen. Evangeline lehnt ab, doch sie wird neugierig, beginnt nach den Briefen zu suchen...
Derweil trifft sich der junge Forscher Verlaine mit seinem Auftraggeber, Percival Grigori, der kein anderer ist, als einer der Nephilim. Verborgen vor der Welt leben die Nachkommen gefallener Engel unter den Menschen, doch eine Seuche grassiert unter ihnen, die ihre Flügel verkümmern und sie schließlich sterben lässt - ihre einzige Hoffnung auf Heilung ist eine göttliche Leier, von der niemand weiß, wo sie ist, von der aber Hinweise ins Kloster der Hl. Rosa ausgehen.
Bei ihrer Recherche nach den Briefen stößt Evangeline nach und nach auf düstere Geheinmisse aus der Vergangenheit ihrer Familie, die scheinbar mit den Nephilim und der Leier verknüpft ist...

Meine Meinung:
Bei dem Buch erwartete ich eigentlich spannende Urban-Fantasy mit mysterischem Einschlag. Leider trag das Buch dahingehend meine Erwartungen nicht. Was genau es ist fällt mir schwer zu sagen, aber am ehesten lässt es sich für mich mit "Der Historiker" von Elisabeth Kostova vergleichen. Zwar ist die Haupthandlung nur über wenige Tage angelegt, doch durch lange Rückblenden, Aufzeichnungen und Tagebücher wird nochmal zusätzlich ein großer Zeitraum neben der spannenden Haupthandlung abgedeckt. So handelt knapp ein Viertel des Buches von Evangelines Großmutter Gabrielle und deren Werdegang - wirklich nicht uninteressant, aber man wird doch aus dem Jetzt herausgerissen.
Die Grundidee des Buches ist wirklich spannend, die Nephilim toll gezeichnet und die Geschichte logisch und fesselnd. Der im Klappentext erwähnte "Weltmachtsgedanke" der Nephilim kommt meiner Meinung nach nicht so zu tragen - das ist dann wohl eine Verkaufsstrategie, aber eigentlich geht es um die Leier eher wegen der Heilung der Seuche. Die Zeit, bis man (neben der Erwähnung im Klappentext) wirklich erfährt um was es geht ist ganz schön lang - ich könnte mir daher vorstellen, dass es einigen Lesern schwer fällt, durchzuhalten bis es wirklich an die Suche nach der Leier geht.

Ich finde man merkt, dass dieses Buch ein Erstling ist: Die Erzählweise ist gut zu lesen, es hat mich aber etwas gestört, dass manche Dinge am Ende ungeklärt bleiben, die für die Logik meiner Meinung nach relevant gewesen wären. Teilweise war die Handlung für mich etwas unplausibel (kaum weiß Evangeline bescheid, wissen plötzlich auch alle anderen Nonnen bescheid..., auf der Suche nach der Leier dürfen nur bestimmte Personen Hinweise öffnen, aber nach kurzer Überredung dürfen die Handelnden es doch, obwohl sie diesem Kreis nicht entstammen...).
Ich liebe "Der Historiker" und der Erzählstil hat es mir angetan - etwas davon konnte ich hier wiederfinden, aber irgendwie war es hier nicht so passend und nicht so authentisch. Auf Hängen und Würgen musste natürlich noch eine Liebesgeschichte mit rein, die das Buch meiner Meinung nach unglaubwürdig erscheinen lässt und die vermittelten Glaubenswerte wieder über den Haufen wirft, das hätte nicht sein müssen, zumal sie auch noch "hineingequetscht" in den Rest der Handlung daher kommt.

Toll hat mir die Wissenschaft der Angelologie gefallen. Sehr detailliert sind hier die einzelnen Disziplinen beschrieben, von der Genetik der Engel, über die göttliche Musikologie, bis hin zu genealogischen Forschungen. Für manch anderen mögen die Beschreibungen trocken wirken, aber diese Lehre hat mich fasziniert - und leider teilweise wieder abgeschreckt, denn da wurden seitenlange Bibelgeschichten nacherzählt, viele Buchstellen waren mit Bibelzitaten gespickt, die sogar durch Klammerungen im Text und Nennung der Stelle gekennzeichnet wurden. An diesen Stellen schien mir das Buch etwas pseudowissenschaftlich daherzukommen.

Zusammenfassend würde ich sagen:
- Sehr spannende Haupthandlung mit interessanten Elementen, aber außer das Engel, Nephilim und Angelologen vorkommen - keine Fantasy! Für sich genommen die spannende Suche nach einem mysteriösen Gegenstand.
- Sehr spannende Nebenhandlung, aber sehr wissenschaftlich angehaucht und ebenfalls mehr (Abenteuer-)Roman als Fantasy. Dieser Teil gibt sehr viele Hintergrundinfos und ist sehr relevant, hat mich aber aus dem Lesefluss gerissen.

Ein tolles Bild hat übrigens das Ende in mir gezeichnet. Das war zwar einerseits zu glatt (Ereignisse wurden zu schnell akzeptiert), andererseits war es überraschend unbefriedigend, aber die Stimmung passte ;-)

Fazit: Tolle Idee, interessante Umsetzungsform, aber da wäre weniger vielleicht mehr gewesen, bzw. anders hätte man mehr draus machen können.

Insgesamt für mich 6 von 10 Punkten.

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