Sonntag, 28. Juni 2009

Die Farben der Liebe - Philippa Gregory

Klappentext/Kurzbeschreibung:

Frances, mittellose Lady und ungeliebte Ehefrau eines Bristoler Kaufmanns, soll für ihren Gatten Sklaven von der Westküste Afrikas zu Hausmädchen und Butlern ausbilden, die er später verkaufen will. Unter Frances' ersten Schülern ist ein Schwarzer vornehmer Herkunft, viel gebildeter und sensibler als ihr rauhbeiniger Ehemann. In seinen Armen findet sie Zärtlichkeit und Leidenschaft.

Meine Zusammenfassung:
Die verarmte und schwächliche Frances ist verheiratet mit einem Bristoler Kaufmann, den sie nicht liebt und vom dem sie auch keine Liebe bekommt. Sie fühlt sich in seinem Haushalt missachtet und ist bedrückt durch die drückende Athmosphäre der Stadt und des dunklen Hauses. Ihr Mann handelt unter anderem auch mit afrikanischen Sklaven. Frances kommt auf die Idee, sie könnte die Sklaven doch unterrichten, damit sie eine Aufgabe hat. Unter den Sklaven, die sich im Haus des Kaufmanns befinden, ist Mehuru, ein Priester und Staatsmann. Intelligent und weltoffen - was von den Engländern natürlich vollkommen verkannt wird. Er ist es, der langsam den Kontakt zu seiner "Besitzerin" Frances aufbaut. Langsam baut sich zwischen Frances und Mehuru, der als Diener im Haushalt der Händlers bleibt, eine Art von Beziehung auf, welche durch das eigentlich feindliche Verhältnis der Sklaven zu den Engländern und auch durch die große Sprachbarriere extrem erschwert wird. Als daraus auch noch Liebe wird, ist ein schrecklicher Ausgang des ganzen eigentlich abzusehen...

Meine Meinung:
Ein sehr ergreifendes Buch. Eine Liebesgeschichte, die ihresgleichen sucht! Ein wunderschönes Buch, das einem des Öfteren Tränen in die Augen treibt. Und nicht etwa (nur) wegen schöner zärtlicher Liebesszenen (die sind sehr selten!), sondern auch wegen der besonderen Thematik der Sklaverei. Die Annäherung von Frances und Mehuru wird dermaßen ergreifend beschrieben, dazu die Konflikte und die schlechte Behandlung der Sklaven von den Engländern (Frances ausgenommen), die einen wirklich sprachlos machen. Da kommen große Gefühle hoch.Man ist geschockt, was den Menschen angetan wurde und mit welcher Brutalität vorgegangen wurde. Man erfährt eine Menge über den Transport, die Unmenschlichkeit, aber auch über Herkunft und Hintergrund der Sklaven. Auch die Gesellschaft dieser Zeit wird beleuchtet, besonders durch die 'Familie' des Kaufmanns. Die Rolle der Frau im Haushalt (hier am Beispiel Frances) hat mich ebenfalls getroffen.Die Figuren sind gut gezeichnet, manchmal aber etwas überspitzt. So ist Mehuru ein sehr intelligenter Mann, dem eigentlich nur positive Eigenschaften zugeschrieben werden (welche natürlich von den 'Sklaventreibern' nicht erkannt werden, die ihn schändlich missbrauchen). Frances hingegen ist unselbstständig, schwach und ängstlich. Eine typische graue Maus, die sich kaum etwas traut und die eigentlich im Hintergrund steht. Das genaue Gegenteil zu dem selbstbewussten Schwarzen, der trotz Erniedrigungen nicht aufgibt und sich die Behandlung nicht bieten lassen will. Er ist der Anführer der kleinen Gruppe Sklaven im Haus des Kaufmanns und passt in diese Rolle. Mit den Charakteren ist von der Autorin etwas schwarz-weiß Malerei betrieben worden. Das hat mich aber nicht wirklich gestört, da es die (aus heutiger Sicht) Absurdität der Situation und die Grausamkeit der Behandlung der Sklaven durch die Engländer nocheinmal unterstreicht. Auch die Handlung könnte etwas detailreicher sein, aber da das Buch nicht so dick ist, sehe ich diese beiden kleinen Kritikpunkte eher als Stilmittel, als als wirkliche Kritik. Das Buch ist ein extrem ernstes Buch und hat mich tief erschüttert. Es spielt in einer Zeit, die mir nicht so fern erscheint, und dann von der tief unwürdigen Behandlung der Akfrikaner zu lesen, hat mich betroffen gemacht. Dennoch ist es wunderschön, durch die Liebe, die sich in diesem Umfeld entwickelt, gegen alle Vorurteile und Widerstände. Ob das realistisch und damals möglich war, sei dahingestellt, das tut dem Buch auch für mich keinen Abbruch.
Das Buch ist keineswegs ein 'schöner' Liebesroman, wie es der Klappentext erscheinen lässt, sondern hochgradig gesellschaftskritisch und tiefgründig. Die Liebe bildet nur einen Teil des Ganzen, ein beachtlicher Teil aber auch das Thema des Sklavenhandelt. Bei der gegebenen Ausgangssituation (Herrin - Sklave) und der eher düsteren Grundstimmung des Buches hat es mich auch nicht überrascht, dass ein wirkliches Happy End ausbleibt...

Ich lege das Buch trotzdem jedem ans Herz, der außergewöhnliche Liebesgeschichten mag, oder den der Hintergrund der Sklaverei interessiert!Ich vergebe 9,5 von 10 Punkten für dieses tolle Buch!
Zu erwähnen auch noch das detailreiche und wunderbar passende Titelbild!

Ich spreche eine dringende Leseempfehlung aus!

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