Dienstag, 29. Dezember 2009

Hilgensee - Renata Petry

Kurzbeschreibung:
Kreuzgang, Kekse, Kapriolen 1904. In Hilgensee, einem Stift für adlige protestantische Damen, geschehen merkwürdige Dinge: ein ungeklärter Todesfall, ein geköpfter Hahn in einem Baum, eine erdrosselte Stiftsdame - welch ein Skandal! Der selbstredend schleunigst vertuscht werden soll. Aber die drei Stiftsfräulein Änne, Alwine und Gertrud (gänzlich unterschiedlich in Temperament und Alter) forschen in alten Chroniken nach und kommen einem unschönen, uralten Ritual auf die Spur. Glücklicherweise lässt sich zur Regeneration immer ein entspannendes Teestündchen oder eine abendliche Sherryrunde einschieben, damit der Belastungen für die zarte Konstitution nicht zu viele werden. Doch schließlich wird es brenzlig für die Detektivinnen.

Inhalt:
Nach einer unglücklichen Liebe tritt Änne von Schalk in Hilgensee ein, einem Damenstift für adelige Fräulein - Austritt nur durch Heirat oder Tod. Etwas verunsichert und auch schüchtern begegnet sie ihren Stiftsschwestern - einer Gemeinschaft äußerst sonderbarer, verschrobener Wesen, eine absonderlicher als die andere. Da haben wir Cornelie, eine verkannte Dichterin (mit einer tiefgründigen Liebe zu Fontane ;-)), die forsche und pfiffige Gertrud von Roda (aus einer Familie von Schnapsbrauern ;-) ) und viele mehr. Alwine von Hohenhagen, die Vikarin, nimmt Änne unter ihre Fuchteln und führt sie im Hause ein - von Änne gänzlich als unsympathisch betrachtet ist diese nicht begeistert von der augezwungenen Begleitung. Ihre Aufgabe im Stift wird es, wegen fehlender anderer Begabungen, der Bibiothekarin Elsbeth von Hasleben zur Hand zu gehen. Prompt entdeckt sie deren scheinbar langgehegtes Geheinmis, beschließt ihr mit einer List zu helfen - doch die Ereignisse überschlagen sich: Ein Hahn wird geköpft an einem Baum aufgefunden, die Finderin erleidet den Schlag und auch Elsbeth von Hasleben wird tot aufgefunden. Der Justizassesor ist sich sicher: Selbstmord - doch die Schwestern glauben das nicht, und weil Änne sich schuldig am Tod ihrer Mitschwester sieht, beginnt sie mit Getrud und Alwine zu ermitteln... wiederwillig zwar, doch als sie beginnt "Stimmen" zu hören, wie auch die verstorbene Mitschwester, deren Zimmer sie nun bewohnt, beginnt sie doch sich für die Geschehnisse zu interessieren... und die patente Getrud hat da so eine Idee, was in den heiligen Hallen von Hilgensee so vor sich geht...

Meine Meinung:
Das Buch und seine Charaktere vermitteln eine ganz eigene Stimmung - die nämlich der Damenstifte anfang des 20. Jahrhunderts. Unverheiratete Fräuleins, "abgeschoben" in ein Damenstift, sonderbare Persönchen aller Altersstufen und allesamt etwas verschroben. So präsentieren sich hier die Damen des Stiftes - ein Wenig wie Trotzkopf für Erwachsene ;-)

Sprache und Stimmung des Buches sind Zeit und Ort angemessen angepasst - man fühlt sich in eine fremde Zeit (und auch Welt) versetzt, wie es man sich heute gar nicht mehr so wirklich vorstellen kann. Die Personen sind vielschichtig gezeichnet, jede für sich sehr genau ausgeformt und jeweils mit einigen klischees der unverheirateten jener Zeit (so denke ich mir) bestückt - einem Faible für Kartenlesen, Dichtung, schlecht sitzende Frisuren, übermäßige Schüchternheit oder Bissigkeit oder Biederkeit und das Ringen um die wenigen attraktiven Männer, allen voran Arzt, Gutsvorsteher, Kirchenmusikant und weitere. Das Ambiente des ganzen Buches ist stimmig und passend. Der Ton des Buches ist leicht ironisch, die Geschichte in sich logisch, wenn auch teilweise etwas sehr phantasievoll. Das Buch ist ausgeschmückt mit witzigen Details und trotz der etwas gehobenen Umgangsweise und des Sprachtonus liest es sich gut und flüssig. Man meint fast, bei den Damen im Stift zu sein und mit ihnen über Spitzendeckchen und Morgenandacht reden zu können.

Ebenso wie meine Vorrezensenten muss ich sagen, dass eine Personenübersicht dem ganzen wirklich den letzten Pfiff gegeben hätte. All die adligen Namen waren doch recht viel des Guten.

Alles in Allem bekommt das Buch von mir gute 7 von 10 Punkten.

Keine Verdachtsmomente - H. & M. Mulgray

Kurzbeschreibung:
Zum Glück steht Deborah Jane Smith bei ihrer Arbeit als Drogenfahnderin ihre struppige Perserkatze Gorgonzola zur Seite – jedenfalls, wenn diese nicht gerade schläft oder frisst. Ein neuer Fall verschlägt die beiden ins neblige Schottland, wo sie einen Ring von Heroinschmugglern ausheben sollen. Erste Anlaufstation ist das White Heather Hotel bei Edinburgh, das von der unbarmherzigen Morag Mackenzie geführt wird. Haustiere sind hier natürlich verboten, und pünktliches Erscheinen zu den Mahlzeiten ist oberste Pflicht. Unter den Gästen tummeln sich so seltsame Gestalten wie der passionierte Golfer Hiram J Spinks, die glamouröse Gina Lombardini und die weniger glamouröse, selbsternannte gastronome extraordinaire Felicity Lannelle. Als es zu einer Reihe tödlicher „Unfälle“ kommt, ist klar: DJ und Gorgonzola haben es mit skrupellosen Profis zu tun – deren nächstes Opfer sie selbst sein könnten...

Inhalt:
DJ Smith, Drogenfahnderin beim Zoll- und Finanzamt, wird für einen Fall nach Schottland geschickt. Dort soll sie undercover mit ihrer Mischmasch-Perserkatze Gorgonzola, ihres Zeichens ausgebildetet Drogenschnüffelkatze, einen Fall lösen, beziehungsweise erst mal herausfinden, ob ein Fall überhaupt exisitiert. Mir nichts dir nichts packt die gute Smith ihre Taschen und macht sich auf in den Norden, ins White Heather Hotel bei Edinburg, geführt von Mr und Mrs Mackenzie. Leider sind HAustiere hier strengstens verboten, aber das lässt das Gespann einfach kalt, eine professionell ausgebildete Drogenschnüffelkatze, die von feinstem Katzenfutter lebt und so einiges gewöhnt ist, kann zur Not auch durchs Fenster einsteigen. Das Hotel beherbergt einige sonderbare Gestalten, zum Teil finster und üüüüberaus verdächtig, zum Teil aber auch einfach extraordinaire ;-)
Dem Fall (es gibt natürlich einen!) kommt sie auf die Schliche, als sie in der Garage eine sonderbare, mysteriöse Fracht von Haggis-Konserven beobachtet und dann ein Gast des Hauses tot aufgefunden wird... Gestorben an - scheinbar - Bratensoße o..O
DJ macht sich daran, das scheinbare Drogenkartell aufzudecken - natürlich mit Hilfe ihrer ganz besonderen Katzenbegleiterin.

Meine Meinung:
Ein etwas anderer Krimi - ziemlich witzreich auf jeden Fall, voll englischem Humor. Nicht ganz ernst zunehmen zudem: Um den Fall zu lösen nutzt Smith ungewöhnliche Mittel: Von der Konservendose, bis zum als Telefonknochen getarnten Ultramodernhandy, vom Katzenfunkhalsband bis zum Haarfärbemittel und einem Bad im Pyranhabecken. Das Buch ist ironisch, sarkastisch, witzig, ein wenig Persiflage auf James Bond, etwas 5-Freunde-Abenteuerstory. Und das ganze vor der schönen Kulisse Schottlands, die dem ganzen einen eigenen Touch gibt. Mit persönlich war das Buch etwas zu flapsig, etwas zu abgehoben vom "normalen" Krimigeschehen, manchmal etwas zu viel des Guten. Ich bin auch nicht der größte Katzenfan und habe mir das Buch eher geholt, weil ich Schottland liebe. Die Katze spielte dann aber doch eine recht große Rolle, nicht weil sie den Fall gelöst hat oder so, sondern einfach weil ihr Wesen, ihr Fressen, ihre Eigenarten Seite um Seite erwähnt wurden. Einige Sehenswürdigkeiten Schottland würdigte das Buch aber durchaus, die Beschreibungen des schottischen Wetters und des schottischen Hotels lesen sich amüsant. Die Story ist ziemlich verworren, ebenfalls ein wenig Persiflage, spielt mit Klischees, ist aber nicht unlogisch. Die Hauptperson DJ Smith ist schon irgendwie eine "Katzentante", manchmal durchaus schrullig, setzt sich über ihre Chefs hinweg, geht ihrer eigenen Nase nach und verwendet, wie erwähnt, ganze eigene Ermittlungsmethoden. Die Charaktere im Buch sind liebevoll ausgestaltet, auch die anderen Gäste, die mehr oder weniger im Fall verwicklet sind, sind ganz eigene Persönlichkeiten (besonders sei hier die Restaurantkritikerin erwähnt ;-)).
Wie gesagt erinnerte mich das ganze etwas an Enid Blyton's 5 Freunde, die ein Abenteuer erleben: Schatzinseln, seltsame Gestalten, Entführungen, ein tierischer Freund und das ganze vor einer ländlichen Kulisse ;-)

Ein netter, eher ruhiger Krimi, der allerdings zum Ende hin an Tempo zulegt. Mir persönlich etwas zu schrullig, aber durchaus das Lesen wert. Weiter Bände werde ich aber, da sie wohl auch nicht in Schottland spielen, nicht lesen, denn so sehr sind mir DJ und ihr Katzenvieh (;-)) nicht ans Herz gewachsen.

Für mich 6 von 10 Punkten.

Montag, 21. Dezember 2009

Des Teufels Maskerade

Kurzbeschreibung:
Das Bureau für Okkulte Angelegenheiten ermittelt ...
Prag 1909: Seltsame Dinge geschehen in der Goldenen Stadt: Der gefürchtete Master
Buckingham ist zurückgekehrt, ein Major stirbt einen mysteriösen Tod, und Dejan Sirco, Hauptmann a.D. und derangierter Detektiv in Okkulten Angelegenheiten, erhält einen äußerst delikaten Auftrag: Er soll den Fluch einer uralten Adelsfamilie brechen. Und im Zuge der Ermittlungen stößt Dejan gemeinsam mit seinen Gefährten auf ein Geheimnis, das das Antlitz der Welt für immer verändern wird.

Inhalt:
Baron Dejan Sirco wird von einem alten "Bekannten" Graf Felix Trubic, mit dem ihm eine gemeinsame geheimnisvolle Vergangenheit verbindet, engagiert, da besagter Bekannter von sonderbaren Briefen bedroht wird, die ihm einen kurfristigen und unschönen Tod vorhersagen. Da auch Vater und Großvater des Felix Trubic auf ähnliche Weise ums Leben kamen und scheinbar ein Fluch auf der Familie lastet, nimmt Dejan Sirco den Fall an. Gemeinsam mit seinem Gehilfen Mirko und Sir Lysander, einam alten englischen Ehrenmann, der sein Dasein momentan in Gestalt eines Seeotters (dito!) verbringt, macht sich Deja Sirco in Bratislava, Wien und Prag auf die Suche nach dem mysteriösen Briefeschreiber und gerät in eine weitlaufende Verschwörung, die Jahrhunderte in die Vergangenheit reicht. Vampire, Gestaltwander und weitere mysteriöse Wesen kreuzen die Ermittlungen - wird es den dreien gelingen, den Tod Felix' zu verhindern?

Meine Meinung:
Der Roman bietet einem stundenlangen Lesespaß - schon allein das außergewöhnliche Setting des Jahres 1909 in Wien und Prag machen dieses Buch zu etwas besonderem. Auch die durch Stil und Aufbau des ganzen aufgebaute Stimmung passt sehr gut! Etwas hat mich das Buch da an "Lycidas" und "Jonathan Strange" erinnert. Das ganze liest sich aber gut, flüssig und ist gespickt mit geistreichen Ideen. Das Buch ist nicht ganz gradlinig und eher flanierend als spannend, aber da das ganze hervorragend zum Gesamtgefühl passt, hat mich das hier nicht gestört. Da wird doch des Öfteren etwas weiter ausgegriffen, Rahmenhandlungen eingefügt und mitunter von Geschehnissen geplaudert, die vor der Handlung liegen und nicht genauer erläutert werden. Magische Wesen sind etwas alltägliches, werden nicht erklärt oder genauer behandelt, sondern als vorhanden angenommen und entsprechend ihrer Gesinnung behandelt.
Die Geschichte ist kurios und zuerst recht verzwickt, zumal das Buch aus Tagebucheinträgen und Aufzeichnungen besteht, sodass sich der Leser erst mit der Zeit die Zusammenhänge erschließen muss.
Diese Welt in Verbindung mit der im Buch erzeugten Atmosphäre konnten mich überzeugen, sodass ich den Wälzer in knapp 3 Tagen ausgelesen hatte. Der Erzählstil, der sich der genutzen Epoche mE nach sehr gut anpasst, macht das Buch zu etwas besonderem.
Ich würde mich freuen, mehr von den Figuren zu lesen, das Buchlässt auch noch Platz für Fortsetzungen (zwar kein Cliffhanger am Ende, aber das Potential der Entwicklung), wenn auch durch den Prolog der Zeitrahmen der möglichen Fortsetzungen durch einen etwaigen Tod etwas abesteckt worden ist.


Von mir 9 von 10 Punkten und eine Empfehlung für Leser, die es eher atmosphärisch als spannend mögen, bei denen Fantasy nicht unnötig effektheischend sein muss und die vor einer etwas geschwolleneren Schreibweise nicht abgeschreckt werden. Auch Liebhaber der K&K-Epoche sei dieses Buch empfohlen.

Kurzes Postskriptum: Frau Schlederer schreibt meiner Meinung nach besser als sie zeichnet ;-)
Die Stadtansichten sind nicht schlecht, aber die Zeichnungen im Buch hätten nicht sein müssen...

Sonntag, 20. Dezember 2009

Inger Wolf - Frost und Asche

Kurzbeschreibung:
An einem klirrend kalten Wintertag wird der Körper eines achtjährigen Jungen gefunden. Er wurde stranguliert, die Leiche weist Verbrennungen auf. Kommissar Trokic verfolgt bald mehrere Spuren, zunächst ohne Erfolg, und das idyllische Dorf Mårslet wird nach und nach von gegenseitigem Misstrauen zerfressen. Erst als der Schnee schmilzt, tritt die Tragödie zutage, die sich hinter dem brutalen Mord verbirgt.

Inhalt:
Mitten im Winter wird im Dorf Marslet die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, der erdrosselt in einem Fluss liegt und zudem noch seltsame Verbrennungen und einen alten Knochenbruch aufweist. Haben etwa seine Eltern etwas mit dem Mord zu tun, oder doch die alte Dorfhexe? Oder aber der komische pokerspielende, drogenkonsumierende Nachbar? Oder oder oder... Eine ganze Menge an Verdächtigen tritt auf, falsche Fährten werden gelegt und wieder verworfen, Dorfintrigen gesponnen....
Die Auflösung fand ich erschreckend und spektakulär, ich war aber etwa nach der Hälfte des Buches auf der richtigen Spur ;-)
Eine kleine Nebenhandlung spielt Trokics Privatleben und seine Vergangenheit in Kroatien, die auch Auswirkungen auf seine Kollegin hat.

Meine Meinung:

Ein spannender Krimi, der mal was anderes ist. Zuerst der Schauplatz Dänemark, dann die eisige Winterstimmung, die Dorfatmosphäre und dazu der interessante Fall und der kroatische Kommissar.
Hat mir sehr gut gefallen, lies sich locker und flockig lesen, war aber an manchen Stellen doch erschreckend heftig.

Das Buch ist 2. Teil der Reihe um Kommissar Trokic.
War aber der erste den ich gelesen habe und hat meinem Spaß kaum einen Abbruch getan. An manchen Stellen merkte man, dass da was vorher kam, aber es wurde alles erklärt, sodass keine Verständnisprobleme auftraten.

Ich kann das Buch empfehlen für diejenigen, die nordische Krimis mögen mit etwas außergewöhnlichen Ermittlern. Menschen aber, die sehr empfindlich in Bezug auf Kinderpornografie sind, sollten es eher nicht lesen.

Ich vergebe 7 von 10 Punkten.

Elly Griffiths: Totenpfad

Ein Krimi, der nicht von Spannung, sondern von Bildern lebt.


Kurzbeschreibung:
«Sieh nach dem Himmel, den Sternen, den Übergängen. Du findest sie dort, wo die Erde auf den Himmel trifft.»
Vor zehn Jahren verschwand die fünfjährige Lucy. Seitdem schreibt ein Unbekannter verstörende Briefe an die Norfolk Police.
An einem nebligen Herbsttag werden in den Salzwiesen nahe der Küste Mädchenknochen gefunden. Lucys? Ruth Galloway, die forensische Archäologin, sieht auf einen Blick: Sie steht vor einem Fund aus vorgeschichtlicher Zeit. Damals opferte man Menschen, wo Land und Wasser aufeinandertreffen.
Zufall? Ein weiteres Mädchen verschwindet, und Ruth ahnt, dass sie dem Täter nahe ist. Wie nahe, ahnt sie nicht.
Die Knochen sind alt, das ist der forensischen Archäologin Ruth Galloway sofort klar. Das Mädchen hingegen konnte noch nicht so alt gewesen sein. Wie sie zu Tode gekommen ist, kann Ruth nicht mehr ermitteln, aber die Faserreste an ihren Handgelenken lassen vermuten, dass sie gefesselt und der Flut ausgesetzt worden ist. Doch das war schon vor 2000 Jahren geschehen. Es hat nichts mit dem Fall der vermissten Lucy Downey zu tun. Oder? In den anonymen Briefen, die Detective Chief Inspector Harry Nelson von der Norfolk Police seit dem Verschwinden der Fünfjährigen bekommt, ist immer wieder vom Moor die Rede, von Opferungen und heidnischen Ritualen.
Darum bittet Harry Ruth um ihre Mithilfe. Als kurz darauf ein weiteres Mädchen verschwindet, muss Ruth entdecken, dass sie den Täter besser kennt, als sie glaubt. Und er sie ...

Inhalt:
Die Archäologie-Dozentin Ruth Galloway wird von der Polizei zu einer Ermittlung hinzugezogen. Nahe ihres Hauses an der Küste im Salzmoor, wurde die Leiche eines Mädchens gefunden - die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit einem Vermisstenfall von vor 10 Jahren, doch Ruth stellt schnell fest, dass es sich um alte Knochen handelt und das der Körper schon 2000 Jahre im Boden liegt. Als ein zweites Mädchen entführt wird, deutet dennoch alles auf einen Zusammenhang mit dem Moor hin, denn die Polizei bekommt mysteriöse Briefe mit Bibelzitaten, Literaturzitaten und merkwürdigem Stil in denen immer wieder Hinweise auf das Salzmoor und archäologische Entdeckungen zu finden sind, die Ruth und eine Gruppe von Kollegen dort vor 10 Jahren gemacht haben. Plötzlich taucht einer der besagten Kollegen wieder auf, ein damaliger Grabungsgegner wird verdächtigt, die Briefe geschrieben zu haben und Ruth bekommt sonderbare SMS... Scheinbar kommt der Täter aus ihrem Umfeld - tiefe Verwicklungen tun sich auf, menschliche Abgründe öffnen sich, bis man am Ende mit dem Täter konfrontiert wird - und es doch ein anderes ist, als man annahm.

Meine Meinung:
Ein sehr gefühlvoller Krimi, den man auch als Roman sehen könnte, dem es mehr um Emotionen und um Bilder, als um Gänsehaut-Spannung geht. Gänsehaut bekam ich beim Lesen dennoch, und zwar weil es das Buch schafft, mich in die unwirkliche Gegend des Salzmoores zu versetzen und mich die Einsamkeit, die Kälte und die mysteriöse Stimmung dieses Ortes spüren zu lassen. Eindrucksvoll schildert de Autorin die Handlung und das Gefühlsleben von Ruth Galloway, ihre Einsamkeit, den Wunsch nach Abgeschiedenheit und auch den Unterschied ihres Wesens im Vergleich zu den "Normalos". Schön wird auch das Innenleben von Inspector Harry Nelson geschildert, seine Zerrissenheit. Man kann eindeutig sagen, dass dieser Krimi von den Personen lebt und vom Ort des Moores, von der Vergangenheit, die ein ganz wichtiges Thema in diesem Roman darstellt. Interessant für mich auch die achräologischen Handlungsteile und die Erklärungen zu den Kelten, die im Moor bestimmte Kultstätten anlegten, die in den Briefen eine Rolle spielen.
Das Buch liest sich eher behäbig, es ist kein Pageturner, sondern ein eher ruhiges Buch. Das ganze hebt sich von der Masse durch die besondere Erzählzeit ab, denn das Buch ist im Präsens geschrieben, was mir normalerweise gar nicht behagt, was ich hier aber irgendwie nach einigen Seiten nicht mehr als störend empfand.
Die Auflösung des Buches war für mich kaum hervorsehbar, aber ein paar Seiten vor der Auflösung dämmerte es mir dann doch. Die Verwicklungen, die zur Täterschaft (in welcher Hinsicht auch immer) führen, schienen für mich plausibel dargestellt, wenn auch teilweise etwas weit hergeholt. Man denke nur an die unglaubliche Zeitspanne von 10 Jahren, den persönlichen Aspekt der die Sache hat und den universitären Hintergrund.

Im Großen und Ganzen ein schlüssiger Krimi, der nicht gerade super spannend ist, die Landschaft aber grandios schildert und der mir sehr gut gefallen hat.

Von mir gibt es 4 Sterne.

Montag, 14. Dezember 2009

Nick Lake - Im Königreich der Kälte

Kurzbeschreibung:
Light ist ein ungewöhnliches Mädchen – und das liegt nicht nur daran, dass ihre Mutter eine Inuit war, ihre Haare weiß sind wie Schnee und sie in einem alten Haus aufwächst, in dessen Wänden sich ein Geist verbirgt. Als ihr Vater bei einer Polarexpedition verschwindet, weiß Light, dass nur sie ihn retten kann. Ihre gefährliche Reise führt sie tief in das Königreich der Kälte. Doch Light ist nicht allein: Sie findet wahre Freunde – und wer hat je behauptet, dass es sich dabei um Menschen handeln muss?

Inhalt:
Die 12jährige Light lebt in Irland, allein mit einem geheimnisvollen Butler und einer wunderschönen Köchin. Ihr Vater, ein Arktisforscher, ist auf seiner letzten Reise verschollen und als tot erklärt worden - nun steht eine Scheinbeerdigung auf dem Plan, doch die Ereignisse überschlagen sich: Seltsame Kreaturen tauchen auf, Vögel beginnen zu singen und zu sprechen und ein Eisbären-Hai-Mensch taucht auf. Light erfährt, dass ihr Vater gerettet werden kann, denn er ist nicht tot, sondern von einem bösen Wesen namens Frost, der Urkälte, entführt worden. Nur Light kann ihn retten, indem sie in die Arktis reist und Frost besiegt. Auf ihrer Reise begegnet sie Göttern, Inuit-Sagengestalten und erlebt unzählige Abenteuer im hohen Norden - doch wird es ihr gelingen, ihren Vater zu retten und Frost zu besiegen?

Meine Meinung:
Ein tolles Buch, dass nur so strotzt vor genialen, humorvollen Ideen und Figuren! Die Einfälle des Autors was witzige Szenen und Eigenschaften angeht sind einfach nur als genial zu bezeichnen. Was habe ich gelacht an manchen Stellen des Buches! Die Geschichte liest sich spannend und flüssig, man kommt leicht in das Geschehen herein. Außergewöhnlich auch die zahlreichen Nebeninformationen, die in die Geschichte eingewoben sind - Inuit-Sagen kommen sehr zahlreich vor, auch die Franklin-Expedition hat ihren Anteil - ein sehr vielschichtiges und somit absolut nicht flaches Jugendbuch. Die Geschichte bietet interessante Wendungen und viele fantastische Elemente und gefällt sicher jedem Fantasy-liebenden Jugendlichen ab 14 Jahren (das wäre meine Altersempfehlung). Gegen Ende hin wurde es mir etwa szu konfuß und schnell, auch die detaillierte Ausgestaltung lwurde am Ende etwas aus dem Auge verloren.
Alles in allem aber ein absolut lesenswertes Jugendbuch mit einem interessanten Setting - ich vergebe 9 von 10 Punkten.

Heart's Blood - Juliet Marillier

Kurzbeschreibung:

Anluan has been crippled since childhood, part of a curse that has besieged his family and his home of Whistling Tor. But when the young scribe Caitrin is retained to sort through family documents, she brings about unexpected changes in the household, casting a hopeful light against the despairing shadows. But to truly free Anluan's burdened soul, Caitrin must unravel the web of sorcery woven by his ancestors before it claims his life-and their love...

Inhalt:

Verfolgt von ihrer Vergangenheit trifft die junge Schreiberin Caitrin an einem Abend nahe dem sonderbaren Dorf von Whistling Tor (der pfeifende kahle Hügel) ein. Ihr Geld ist nahezu aufgebraucht und sie hat sich im Dunkeln verlaufen, doch dank zweier hilfreicher, doch sonderbarer Gefährten schafft sie es, die Siedlung zu erreichen. Dort angekommen erfährt sie in der Herberge von einem Fluch und dem seltsamen Herrn der Gegend, der auf dem Hügel lebt und sich abschottet statt seinen Herrscherpflichten nachzugehen, umgeben von einem Wald voll von wundersamen Wesen, die den Menschen des Dorfes nicht wohlgesonnen sind. Trotz einer Warnung des Gastwirtes macht sich Caitrin am nächsten Tag auf zu diesem Herrscher, Anluan, denn dieser sucht einen fähigen Schreiber und sie ist eine Meisterin ihres Berufs. Schon auf dem Weg macht sie Bekanntschaft mit den Geisterwesen des Hügels, die sie verwirren und verführen wollen - doch schafft sie es die Burg zu erreichen. Dort begegnet sie Anluan, der sich als Krüppel herausstellt, mit seiner seltsam verzerrten Gestalt und lahmem Arm und Bein, sowie seinem Haushalt, der aus allerlei seltsamen Gestalten besteht. Seltsam sind nicht nur die Bewohner des Hauses, sondern auch das Gebäude selbst, denn es strotzt vor sonderbaren Spiegeln, die scheinbar nicht die Wirklichkeit zeigen. Unbeeindruckt von den Absonderlichkeiten lässt sich Caitrin nicht beirren, denn sie will diesen Job haben und schließlich willigt Anluan, der gar nicht begeistert ist von der Anwesenheit einer Außenstehenden ein, ihr eine Probezeit zu geben. Ihre Aufgabe ist es, alte Familienpapiere seiner Vorfahren zu übersetzen auf der Suche nach - ja, nach was eigentlich? Ihre Fragen über die Suche, das seltsame Haus, die seltsamen Bewohner und die Geisterwesen bleiben unbeantwortet und Caitrin beginnt zu ahnen, dass mehr hinter dem scheuen und verhärmten Anluan steckt, als bisher angenommen. Was ist sein Geheimnis? Als die Normannen die Siedlung angreifen, kommt es Knall auf Knall - vertraut Anluan ihr genug, um sich zu öffnen und sein Geheinmis preiszugeben und kann sie ihm irgendwie helfen, die Bedrohung abzuwenden?

Meine Meinung:

Ein wunderschönes Buch! Nachdem ich "Die Tochter der Wälder" von Marillier vor einigen Jahren verschlungen habe und es seitdem immer und immer wieder gelesen habe, konnte mich auch dieses neue Buch aus ihrer Feder vollends begeistern. Schon der Hinweis im Internet, dass es sich um die Nacherzählung von "Die Schöne und das Biest" handelt, oder zumindest davon beeinflusst ist, lies das Buch auf Platz1 meiner Wunschliste schnellen. Jetzt habe ich es gelesen und bin hin und weg.
Die Handlung im Groben und Ganzen lässt sich zwar von vorne herein erahnen, dennoch ist es absolut nicht langweilig dieses Buch zu lesen. Die bekannten Märchenelemente sind gepaart mit Gespenstergeschichten, Spuk und weiteren Elementen, die die Geschichte einfach trotzdem spannend machen und neue Facetten hinzufügen. Man fiebert mit den Personen mit, so sehr, dass ich an mehreren Stellen wirklich Tränen in den Augen hatte und bis spät in die Nacht nicht aufhören konnte zu lesen, weil ich wissen wollte, wie es denn nun weitergeht. Der Stil der Autorin liest sich flüssig, spannend und weckt Gefühle. Dennoch fand ich das Buch nicht kitschig, jedenfalls nicht zu kitschig, sondern einfach nur schön. Schön fand ich auch, dass die Story als solche abgeschlossen ist und eine Fortsetzung nicht zwingend folgen muss.

Volle 10 Punkte für diesen würdigen Nachfolger der Tochter der Wälder!